Modernes Franken

Die Nürnberger Nachrichten am 19.02.2007 über das Klara
Sechs mit Kraut und Bratkartoffeln. Nichts Besonderes auf den ersten Blick, nicht in Nürnberg. Und wo, meint der kunstverständige Begleiter und schaut skeptisch auf meinen Teller, wo steckt die Moderne? Im Geheimnis der Soße. Diese Nürnberger Bratwürste werden nämlich in einer würzigen Honig-Rosinensoße serviert. Das schmeckt recht ungewöhnlich, aber überaus köstlich.

Modernes Franken heißt die Devise der aktuellen Speisekarte in der Restauration «Klara», die eine kleine Auswahl der typischen Leibgerichte bietet - in frischer modifizierter Form. Modernes Nürnberg in seiner schönsten Form bietet das Ambiente: die Fassade des Neuen Museums, Schaufenster und Projektionsfläche zugleich für alle Anrainer, den Klarissenplatz als Freilichtbühne und im Hintergrund die Stadtmauer. Einen prächtigeren Rahmen für ein Lokal kann man sich kaum vorstellen.

Wer diese Kulisse als Geschenk bekommt, muss sich auch würdig erweisen. Klara ist seit Oktober letztes Jahres nunmehr die dritte Option in Folge nach der Eröffnung des Design-Museums im Frühjahr 2000. Hinter Klara stehen die Gastronomin Karin Wittenstein, die für den guten Geschmack auf dem Teller sorgt, sowie Ulla Compensis, die das Restaurant führt. Und wie es aussieht, haben die beiden Frauen ein gutes Händchen für die Genießer-Enklave im Kunstbetrieb, müssen sie doch tagtäglich den Spagat üben, damit sich auswärtige Museumsbesucher bei ihnen ebenso wohlfühlen wie smarte Zeitgeistsurfer und passionierte Kaffeekränzchengäste, die ganz verrückt sind auf das tolle Gebäck, zum Beispiel den Schokoladen-Chili-Kuchen.

Klara ist eine schicke, urbane Erscheinung, aber nicht aufgedonnert. Der L-förmige Raum ist unterteilt in Essbereich mit kleinen Vierertischen und dem Stehbereich mit langer Theke, an deren Ende das Front-Cooking stattfindet. In dieser Zone (auch für Raucher) treffen sich Besucher, für die Essen nicht das Wichtigste ist.

Gerade das macht diese gastronomische Anlaufstelle so attraktiv: Hier wird der Genuss nicht zelebriert, hier kann man ausgezeichnet essen oder auch nur ein paar Häppchen kosten und dazu einen der trefflichen Weine. Apropos Wein: Er schmeckt nicht nur hervorragend, er ist vergleichsweise auch recht preiswert. Die Speisekarte wechselt alle paar Tage; sie bietet immer wunderbare Salate und originelle Gerichte aus dem Kreativlabor von Karin Wittenstein; besonders nachgefragt sind schwarze Spaghetti mit Vanillesugo sowie Thai-Lasagne.

Eigentlich schade, dass sich dieser zauberhafte Ort vor Unkundigen und Kunstbanausen so versteckt.

Kerstin Möller

Das Klara